Wäre es nicht Österreich, doch Spanien und nicht Volleyball, doch Fußball, stünde heute der erste Classico der Saison auf dem Programm. Die, abgesehen vom vorjährigen Überraschungssieger der AVL, beiden dominanten Teams der letzten Jahre standen sich heute in der Stadthalle Zwettl gegenüber.
Für die Nordmänner galt die Revanche für das vorjährige Cup-Aus als Ziel. Die Vorzeichen standen nach den gezeigten Leistungen auch alles andere als schlecht, da die Waldviertler heuer von noch keinem österreichischen Team bezwungen wurden.
Die Gäste aus Kärnten starteten das Jahr sowohl mit neuem Trainer, als auch mit einer komplett umgebauten Mannschaft. Unter den vielen neuen Gesichtern der Kärntner sticht vor allem der Extiroler und Topinternationale Pedro Frances ins Auge. Abgesehen davon hatten die Gäste noch deutlich weniger Spiele in den Beinen und so war es vor dem Kräftemessen nicht abschätzbar, wer heute als Sieger vom Platz gehen würde.
Trotz oder vielleicht auch wegen des Umbaus der Mannschaft gilt der Cuptitelverteidiger SK Zadruga Aich/Dob auch heuer wieder als das Maß aller Dinge im österreichischen Volleyball. Doch mit den bis dato gezeigten Leistungen stieg auch die Erwartung an das junge Team von Union Raiffeisen Waldviertel und so war alles angerichtet, für den ersten Classico der Saison.
Der Titelverteidiger startete mit leichten Vorteilen in die Partie. Vor allem der 205cm große Diagonalangreifer der Gäste stellte Block und Verteidigung der Gastgeber vor teilweise unlösbare Aufgaben. Der Bulgare im Dress der Kärntner zeigte mit gesamt 24 Punkten, was er in seinen Legionärsjahren in Italien gelernt hatte und so holte Aich/Dob den ersten hart umkämpften Satz mit 25:22.
Doch von Überlegenheit konnte niemals die Rede sein. Union Raiffeisen Waldviertel zwang die Gäste bereits mit 4:0 ins erste Timeout des zweiten Satzes. Die Nordmänner hielten den Vorsprung bis Satzmitte, ehe die Gäste mit sieben Punkten in Folge aus der zweiten Auszeit zurückkamen. Die Nordmänner wanken, aber sie fielen nicht. Die Welle ging durch die Stadthalle Zwettl, als sie zuerst zwei Satzbälle der Gäste abwehrten und anschließend ihren ersten zum 27:25 verwerteten.
Hochemotional ging es in den dritten Satz. Was die beiden Mannschaften hier boten, war beste Werbung für den österreichischen Volleyballsport. Der Waldviertler Eigenbauspieler Leon Binder gab auf der Liberoposition seiner Mannschaft sicheren Rückhalt. Kapitän Pavel Bartos verteilte die Bälle geschickt und allen voran Daan Streutker war mit gesamt 23 Punkten verlässlich zur Stelle. Waldviertel legte vor, doch die Führung wechselte mehrmals. So ging auch dieser Satz in die Verlängerung. Union Raiffeisen Waldviertel machte 35 Punkte und verlor den Satz dennoch.
Die Gäste blieben entgegen der unbeschreiblichen Gänsehautstimmung beim besten Volleyballpublikums Österreich dennoch cool, wehrten acht Satzbälle ab und verwerteten ihrerseits den fünften mit einem Block.
Die Stimmung in der Heimmannschaft und Halle blieb davon allerdings völlig unbeeindruckt. Wieder waren es die Nordmänner, die vorlegten mit Assen von Daan Streutker und Audrius Knasas, spielten sie sich einen Vorsprung heraus, welchen sie souverän und jederzeit ungefährdet zum 25:19 verwalteten.
Die beiden Mannschaften mussten in den alles entscheidenden 5. Satz. Wie Obmann Werner Hahn bereits in der Satzpause festhielt „hätten beide Mannschaften den Aufstieg verdient, doch leider kann dies heute nur einer vergönnt sein.“
Und dieses Mal waren es die Nordmänner.
Jeder fünfte Satz ist ein Match für sich und eine Nervenschlacht. Auf Seiten der Gäste war vor allem MVP Marino Marelic gefordert und auf Seiten der Nordmänner Topscorer Daan Streutker und die beiden verlässlichen Hauptangreifer Marek Sulc und Audrius Knasas.
Letzter war es, der dem Satz mit seinem druckvollen Service den Stempel aufdrückte, ehe zwei direkte Blockpunkte von Mittelblocker Samuel Taylor-Parks den Weg zum Aufstieg ebneten. Direktor Prokurist Ing. Gerald Rößl von der Firma Swietelsky hatte den knappen 3:2 Sieg völlig richtig vorhergesagt.
Stimmen zum Match:
URW Trainer Zdenek Smejkal:
„Wir wissen, dass die Begegnung URW Aich/Dob das vorzeitige Finale sein könnte. Das sportliche Level und die Emotionalität waren dementsprechend finalwürdig. Jeder hat alles gegeben, aber besonders stolz sind wir auf die Leistungen der jungen Eigenbauspieler.“
MVP Daan Streutker:
„Es ist ein unglaublicher Sieg für uns. Wir haben heute alles in die Waagschale geworfen. Herzlichen Dank für die Unterstützung durch unsere Fans. Wir wollen diesen Flow ins nächste Match mitnehmen.“
Aich/Dob-Manager Martin Micheu:
„Es war ein hochklassiges Match für österreichische Verhältnisse und URW hat verdient gewonnen Unsere Leistungsträger haben heute total ausgelassen.“
MVP Marino Marelic:
„Es war ein sehr schweres Match. Anfangs hatten wir noch die Kontrolle. Doch als der Linkshänder Daan Streutker eingewechselt wurde, fanden wir kein Rezept mehr. In der Folge verloren wir die Konzentration und das Match.“
Der Trainer von Aich/Dob war aufgrund der Niederlage zu keinem Interview bereit.
Vielen Dank an die Firma Swietelsky für die Übernahme der Matchpatronanz.
Union Volleyball Raiffeisen Waldviertel : Zadruga Aich/Dob 3:2 (22:25, 27:25, 35:37, 25:19, 15:8)